Neue Höhepunkte mit feministischer Pornographie von CHEEX

Die CHEEX-Gründerin, Denise Kratzenberg, über sexuelle Freiheit, Tabus und Einvernehmlichkeit

Pornographie ist nicht gleich Pornographie. Während die eine Version oft an den Grenzen der Legalität vorbeischrammt, von trashigen Werbe-Pop-Ups begleitet wird, schmuddelig und 'NSFW' ist, gibt es eine Welt der Pornographie, die noch nicht komplett auf dem Radar der Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist – und die ist fair, legal, feministisch, divers und inklusiv. CHEEX ist das beste Beispiel: Die 'Sexual Wellness' Plattform bietet einen holistischen Ansatz rund um das Thema 'Lust'. So wird sich nicht nur auf den visuellen Sinn fokussiert, sondern auch aufs Hören, Verstehen und Lernen. Bei CHEEX gibt es Filme, Audio Stories, ein Magazin mit aufklärerischen Inhalten und Tutorials. CHEEX kommuniziert offen und transparent, welche Probleme die Branche mit sich bringt, stülpt die Industrie ganzheitlich um und befreit sie von ihrem schlechten Image.

Es geht um viel mehr als nur Masturbations-Vorlagen, es geht um sexuelle Befreiung. Die passiert auf der einen Seite hinter den Kulissen; durch faire Arbeitsbedingungen, regelmäßige Gesundheits-Checks der Performer*innen, und Einvernehmlichkeit. Auf der anderen Seite trägt CHEEX durch den öffentlichen Auftritt zur erotischen Liberation bei: Die Filme zeigen einen diversen Cast und diverse Vorlieben. Sie fetischisieren queere und marginalisierte Thematiken nicht. Sie normalisieren. Sie sind authentisch. Die Plattform zeigt Sex, wie er auch im wahren Leben ist: Dirty, messy, hot und nicht rein Penetrations- und Orgasmus-fixiert. CHEEX lädt zum Entdecken ein: Pornographie, Geschichten und Libido, aber vor allem sich selbst und die eigenen Bedürfnisse. Weg von Körperidealen, hin zu gesellschafts-spiegelnder Repräsentation und Intersektionalität – für die sexuelle Freiheit.

Wir haben uns mit der CHEEX Co-Gründerin Denise Kratzenberg darüber unterhalten, wie wir unsere Sexualität hinterfragen und neu entdecken können. Sie hat uns erzählt wie CHEEX das Tabu der Pornographie bricht und warum CHEEX keine reine Frauen-Plattform ist. Außerdem geht es darum, wie wichtig es ist für Pornos zu bezahlen – für alle Beteiligten, auch für uns Konsument*innen.

Nele Tüch: Du hast selbst mal gesagt, die Pornografie sei das letzte große Tabu unserer Gesellschaft. Das sind natürlich extrem große Worte, aber die Aufgabe das Tabu zu brechen ist noch einmal größer. Wie geht man sowas an?

Denise Kratzenberg: Ein Tabu ist nur dann ein Tabu, wenn man nicht darüber sprechen kann. Um so ein Thema aufzubrechen, ist Kommunikation das A und O. Deshalb ist Pressearbeit ein sehr wichtiger Faktor. Es geht nicht nur darum, eine Porno-Plattform zu haben, sondern auch darum, Leute zu ermutigen über ihre Sexualität zu sprechen und sie darüber aufzuklären, dass sie nicht verurteilen solle.

NT: Das macht ihr auf verschiedenen Ebenen: Auf der einen Seite bietet eure Plattform Filme, auf der anderen Seite bietet ihr Audio-Storys und ein Magazin mit aufklärerischer Funktion. Außerdem ist euer Instagram Account ein “Edutaining” Kanal.

Denise Kratzenberg: Bei jedem Post, jedem Interview und allem, was wir sonst so publizieren, geht es uns darum die Leute anzuregen über ihr eigenes Verhalten nachzudenken. Sie sollen ihre eigene Sexualität hinterfragen.

NT: Machen die Menschen das denn noch nicht?

Denise Kratzenberg: Wann spricht man in seinem Leben das allererste Mal über Sexualität? Im Biologieunterricht wird besprochen, wie man ein Kind zeugt, aber das Thema Lust oder “Pleasure” wird in der Schule nicht angestoßen. Da nie darüber gesprochen wird, fällt es den Leuten auch sehr schwer es zu lernen und so rutscht das Thema automatisch in eine Tabu-Ecke. Und das, obwohl Sexualität das natürlichste der Welt ist.

NT: In der Berliner Female-Empowerment Start-up Szene gibt es ein paar Marken, die mit ihren Produkten das Tabu-Thema der Periode durchbrechen wollen. Es ist ein ähnliches Schema: Die Periode und Sex sind das natürlichste der Welt – und trotzdem sind sie Tabu. In der Schule offener über diese Themen zu reden, könnte helfen. Was versäumt unser Bildungssystem?

"Es so wichtig Kinder darüber aufzuklären, dass es ganz viele verschiedene Arten von Sexualität gibt und dass jede davon, solange sie einvernehmlich ist, total in Ordnung ist. Das versäumt das Bildungssystem."

Denise Kratzenberg: Ich kann nur auf meine eigene Schulzeit zurückgreifen. Mit 13 oder 14 Jahren verändert sich der Körper hormonell und man stellt sich unglaublich viele Fragen, mit denen man alleine gelassen wird. Früher konnte man dagegen nicht viel machen, heute gibt es natürlich die Möglichkeit zu googeln. Da es im Internet keine richtigen Regulation und auch keine richtige Aufklärung gibt, gibt es immer häufiger Kinder, die Sachen anschauen, die nicht richtig beleuchtet werden. Diese Kinder sehen vielleicht eine Szene und mit dieser Szene prägt sich ihr Bild von Sexualität.

Es sollte jemand daneben sitzen und sagen: "Hey, das ist nur eine von vielen Möglichkeiten Sexualität auszuleben." Es so wichtig Kinder darüber aufzuklären, dass es ganz viele verschiedene Arten von Sexualität gibt und dass jede davon, solange sie einvernehmlich ist, total in Ordnung ist. Das versäumt das Bildungssystem.

NT: So war es bei uns auch. Wir haben gegoogelt und irgendwelche Filme gefunden, die natürlich umsonst waren, weil man mit 13 ja keinen Pornofilm kauft.

Denise Kratzenberg: Und keine Kreditkarte hat…

NT: Genau, und da waren natürlich Filme dabei, die nur eine einzige Facette von Sexualität gezeigt haben – und die war in erster Linie frauenverachtend…

Denise Kratzenberg: Als Frau will man oft gefallen. Das wird antrainiert und ist historisch bedingt. In der Form von Sexualität führt das zu einem absoluten Desaster. Viele Frauen wissen gar nicht, was sie eigentlich wollen und selbst wenn, dann trauen sie sich oft nicht das zu kommunizieren. Das führt zu Unzufriedenheit – zu sexueller und zu genereller Unzufriedenheit im Leben.

Unsere Vision ist die sexuelle Freiheit. Durch CHEEX und den öffentlichen Diskurs wollen wir das verhindern oder zumindest Menschen dazu empowern, mal drüber nachzudenken, was sie eigentlich wollen.

NT: Man möchte dem Sexualpartner gefallen, das lernt man ganz früh. Ich habe vor Ewigkeiten mal gelesen, dass das Stöhnen der Frau beim Sex eine Erfindung der Pornoindustrie sei und Frauen früher beim Sex kaum gestöhnt haben. Man schaut sich solche Filme also an, denkt, dass das Stöhnen zum Sex dazugehört, tut es selbst, täuscht vielleicht sogar einen Orgasmus vor, um so zu sein, wie das Idealbild. Man ahmt also eher nach, als dass man auf sich selbst hört. So kann man schlecht daran arbeiten, dass das eigene sexuelle Empfinden besser wird.

Denise Kratzenberg: Wir haben hier zwei Themen: Zum einen den Pleasure Gap, zum anderen den Leistungsdruck. Leistung wurde ganz lange über den Orgasmus stigmatisiert. Der Höhepunkt der Penetration. Das wird auch viel in Filmen gezeigt, dabei gibt es so viele andere Formen von Lust. Wenn dann Gefallen wollen und Leistungsdruck zusammenkommen, werden beide Partner*innen wahrscheinlich unglücklich. Darüber sollte auf jeden Fall geredet werden.

Aber es geht noch weiter, jetzt sagen immer alle: Du musst mit deinem Partner reden und ihr müsst kommunizieren. Ich finde aber, dass die deutsche Sprache auf dem Gebiet sehr schwer zugängig ist. Alles, was mit Sexualität zu tun hat, klingt sehr abgehackt. Die richtigen Worte zu finden ist für die meisten schwierig. Wenn ich meine Bedürfnisse in Worte fasse, die andere Person mich aber nicht versteht, kommt die Angst vor der Verurteilung ins Spiel. Ab da wird es krampfig. Da kann ein Film hilfreich sein. Man guckt sich den zusammen an und muss nur noch sagen: Hey, das würde mir gefallen. Oder: Hey, lass uns das doch zusammen probieren. Ein Film kann total befreiend sein und inspirieren.

NT: Über diesen Weg kann man herausfinden, was man wirklich mag.

Denise Kratzenberg: Ich hatte früher Freunde, die gesagt haben: Die XY ist eine ganz tolle Frau, die weiß, was sie will. Aber das Problem ist, dass man es häufig selbst nicht weiß und man auf dem langen Weg der Sexualität nicht ermutigt wird es herauszufinden. Beim Sport zum Beispiel testet man doch auch verschiedene Arten bis man eine gefunden hat, die einem richtig viel Spaß macht.

NT: Das Problem ist auch, dass viele gar nicht wissen, dass es andere sexuelle Formen gibt. Es ist so als würde es nur Fußball geben und das müsste jetzt jede*r spielen.

Auf eurer Plattform ist das anders: Ich hatte das Gefühl, dass es bei euch eher ums Entdecken, als das Finden geht. CHEEX ist auch für die Menschen, die noch nicht wissen, worauf sie Lust haben oder die sonst nicht auf Pornoseiten unterwegs sind. Menschen, die einen Einstieg suchen. Den macht ihr extrem einfach, weil eure Seite SFW (safe for work) ist.

Denise Kratzenberg: Das ist einer unserer ersten Ansprüche gewesen: Wir wollten eine Seite schaffen, bei der man sich nicht schämt, sie einfach offenzulassen. So schnell geht das mit dem Scham-Abbau aber natürlich nicht. Wir haben mittlerweile einen großen Lern- und Tutorial-Teil. Außerdem starten wir jetzt mit einer neuen Reihe: CHEEX Live. Vor Kurzem sind wir mit den ersten Tutorials online gegangen. Dahin soll die Reise gehen! Pornografie als stimulierendes Tool ist cool, aber um sich selber zu entdecken und kennenzulernen, gibt es noch andere Möglichkeiten in diversen Medienformen.

NT: Ihr macht diese Kurse gerade wahrscheinlich alle online?

Denise Kratzenberg: Genau, das Coole an dem Onlinepart ist, dass es für viele Menschen zugänglich ist.

NT: Ihr seid also nicht nur auf Berlin beschränkt?

Denise Kratzenberg: Wir sind jetzt in fast schon 200 Ländern. Besonders wichtig war uns immer der 'Easy Access', also einen einfachen Zugang zu Sexualität zu ermöglichen. Und dazu gehört natürlich auch, dass man unsere Seite von überall aus besuchen kann.

Zusätzlich wollten wir Transparenz schaffen. An der Branche habe ich häufig bemängelt, dass sie so intransparent ist. Dadurch wirkt sie ein wenig schmuddelig. Man weiß nicht genau, wer dahinter steckt. Deswegen ist es uns besonders wichtig, dass die komplette Community, auch um die Performer*innen herum, Teil der CHEEX Familie sind.

NT: Bei euch geht es um die Macher*innen, die Performer*innen, und die Menschen…

Denise Kratzenberg: Es ist wichtig alle Beteiligten vorzustellen. Für mich waren die Pornodarsteller*innen früher Personen, die ich in meinem Leben nie kennenlernen würde. Aber so ist es natürlich nicht. Das sind Menschen wie du und ich. Bei CHEEX zeigen wir zum Beispiel viele Paare, die auch im echten Leben zusammen sind.

"Ich habe schon in vielen Branchen gearbeitet, aber die Pornobranche ist mit Abstand die netteste. Alle sind so sehr damit beschäftigt, die Stigmatisierung zu durchbrechen, dass sich die Teilnehmer*innen als Weggefährt*innen sehen."

NT: Und wie ist der Umgang untereinander?

Denise Kratzenberg: Ich habe schon in vielen Branchen gearbeitet, aber die Pornobranche ist mit Abstand die netteste. Alle sind so sehr damit beschäftigt, die Stigmatisierung zu durchbrechen, dass sich die Teilnehmer*innen als Weggefährt*innen sehen. Man sieht sich also nicht als Wettbewerber*innen. Der Porno-Markt ist riesig und der Weg ist noch weit und deswegen unterstützen sich alle sehr.

NT: Alle sind in ihrem Struggle vereint und alle haben das gleiche Ziel.

Denise Kratzenberg: Genau, alle mit dem gleichen Ziel und alle mit viel Verständnis. Dabei geht es auch um Kleinigkeiten: Wenn ich zum Beispiel eine Frage zum Payment Provider habe, kann ich jemanden aus der Community fragen. Es wird offen kommuniziert, es wird sich geholfen, es werden Nummern ausgetauscht…

NT: Das ist in anderen Branchen nicht unbedingt der Fall – gerade bei Finanz-Themen.

Auch für CHEEX ist die Bezahlung ein wichtiges Thema. Eure Filme und Audio-Storys werden fair bezahlt, eure Performer*innen wurden vor dem Dreh getestet, alles ist einvernehmlich, niemand muss etwas machen, wozu er oder sie vorher nicht zugestimmt hat.

Denise Kratzenberg: Wir wollen die Branche nachhaltig verändern: Die richtigen Performer*innen, die volljährig sind und den ethischen Standards entsprechen müssen gefördert und fair entlohnt werden. Die faire Produktion muss sich nachhaltig durchsetzen. Wir wollen weg von User-Generated Content Plattformen, auf denen es keine Regulationen gibt, auf denen jeder das zeigen kann, was er oder sie möchte. Dort sind teilweise Leute öffentlich zu sehen, die nicht einmal zugestimmt haben. Der Markt wird gerade von Plattformen beherrscht, die sich nicht an die genannten Standards halten. Das geht einfach nicht.

NT: In einem anderen Interview hattest du gesagt, dass man sich bewusst werden muss, dass wirklich echte Menschen hinter den Filmen stehen und in ihnen zu sehen sind. Man kann solche Medien und Filme nur genießen, wenn man weiß, dass die Leute vor der Kamera, Teil einer fairen und professionellen Produktion waren. Umso besser, wenn man weiß, dass die Performer*innen die Erfahrung genossen haben.

Denise Kratzenberg: Deshalb ist es ganz wichtig, dass eine Chemie erkennbar ist. Dass man sieht, dass es den Darsteller*innen Spaß macht.

NT: Und je näher ein Setting an der Realität ist, desto besser kann man sich selbst damit identifizieren. Ihr legt einen sehr großen Wert darauf, Diversität zu zeigen – ob verschiedene Körpertypen, Sexualitäten, Gender, oder Hautfarben.

Denise Kratzenberg: Wir sind sehr darauf bedacht unterschiedliche Körper und unterschiedliche Arten von Menschen zu zeigen – denn das ist real und das ist das, was authentisch ist.

Was viele Leute bei dem Diskurs nicht beachten ist, was daraus geschaffen werden kann. Viele denken an das Muss. Aber es geht darum, dass man neuen Input bekommt, dass man bereichert wird, dass die ganze Welt facettenreicher wird. Wenn wir nämlich in unserem kleinen Konglomerat bleiben, kann nichts Kreatives daraus entstehen. Nicht der Zwang, sondern der Vorteil sollte in dieser Diskussion vorangestellt werden. Zu sehen wie cool es ist von anderen Menschen zu lernen, kann die Welt nur schöner machen.

NT: Gerade in Bezug auf Sexualität passt dieser Ansatz perfekt. In Mainstream-Filmen werden nur bestimmte Körpertypen gezeigt. Aber es ist ja so: Man beobachtet sich beim Sex selbst und beurteilt seinen Körper und seine Leistung. Beim Sex ist ein Körper in Bewegung. Das bedeutet, dass nicht alles glatt und perfekt ist. So funktionieren Körper einfach nicht. Wir brauchen also authentischere Bilder, die eine Bandbreite von Körpern zeigen. Nur dann kann man sich von dem eigenen Ideal lösen und sich selbst gehen lassen.

"Viele Leute urteilen über Sexualität, wo es nichts zu urteilen gibt. Leute nehmen sich wirklich raus, in richtig und falsch einzuteilen. Hier mein Appell an alle: Hört so schnell wie möglich damit auf!"

Denise Kratzenberg: Hier kommt noch ein anderes Problem ins Spiel: Menschen trauen sich nicht zu sagen, dass sie auch andere Körpertypen als den Idealtypen attraktiv finden. Auch das wird stigmatisiert und gegebenenfalls als Fetisch ausgelegt.

Ich möchte, dass du im Bekanntenkreis darauf achtest, wie viele Leute über Sexualität urteilen, wo es nichts zu urteilen gibt. Leute nehmen sich wirklich raus, in richtig und falsch einzuteilen. Hier mein Appell an alle: Hört so schnell wie möglich damit auf!

Wenn wir dieses Denken abschaffen, wird sich die Sexualität in den nächsten Jahren sehr viel weiterentwickeln. Gerade wird sich ja wirklich sehr stigmatisiert auf die Penetration und den Orgasmus fixiert. Aber es gibt ja so viele verschiedene Arten und Formen von Sexualität, wobei wir natürlich nur einen kleinen Schnitt davon zeigen. Auch CHEEX wird sich verändern.

NT: Habt ihr da schon mal ein bisschen rumgesponnen?

Denise Kratzenberg: Ja, viele denken mit der BWLer Brille: Man könnte zum Beispiel irgendwann eine Brand machen, die auch Unterwäsche und Sextoys macht. Aber ich glaube, es geht noch besser. Eins unserer Tutorials war zum Beispiel zum Thema Lust, aber nicht so, wie es die gängigen Seiten machen, à la: „10 Tipps, wie du wieder Lust bekommst.“ Es ging auch darum, dass es okay ist, mal keine Lust zu empfinden.

NT: Eure Zukunft habt ihr gerade mit einem großen Funding gesichert. Seid ihr davon ausgegangen oder wart ihr überrascht davon?

Denise Kratzenberg: Ich bin eigentlich davon ausgegangen und es war auch so geplant. Ursprünglich wollten wir selbst einen Kredit aufnehmen. Mit den Förderkrediten war es aber wegen der Regularien sehr schwierig. Also haben wir uns auf die Suche nach Investor*innen gemacht. Das coole war, dass man wirklich das Gefühl hatte, dass alle Lust auf die Idee hatten.

Die Frage, die mir allerdings am meisten gestellt wurde, war: „Aber Frauen schauen doch gar keine Pornos?“ Es sind doch viele Leute sehr überrascht, dass Frauen Pornos schauen, weil das weibliche Bedürfnis sehr stigmatisiert wird. Dabei kommt zum Beispiel diese ganze Bondage-Thematik aus der Frauen-Ecke.

Ich muss bei Interviews immer aufpassen, wie ich kommuniziere, sonst denken alle wieder, dass alle Frauen Bondage lieben – aber es geht natürlich nur um bestimmte Frauen und Bondage ist auch nur eine Sache, die Frauen interessant finden.

NT: Wir können festhalten: Es gibt Gender-, Geschlechts- und Sexualitäts-unabhängige Vorlieben. Manche Leute haben sie und manche eben nicht. In Kategorien denken ist eh Quatsch. Und selbst wenn Frauen keine Pornos gucken würden, würdet ihr ein Alternativangebot schaffen.

Denise Kratzenberg: In 20 Jahren werden wir wahrscheinlich über dieses Interview lachen. Alleine schon von dem Standpunkt aus, wie sich die Sprache verändern wird. Wir gendern jetzt, es ist völlig normal und man schämt sich, wenn man’s nicht macht – aber das war nicht immer so. Ich glaube, dass wir noch lange nicht im Mittelpunkt dieses Diskurses angekommen sind.