Statt physischem Perfektionismus widmet sich Elina Dietrich lieber Themen wie mentalem Well-Being und ganzheitlicher Gesundheit. Die Bare Minds Gründerin berichtet über professionelle Grenzen, über Achtsamkeit und Nachhaltigkeit. Sie geht lieber in die Tiefe als sich nur um unsere wortwörtliche Oberfläche zu kümmern. Dabei hat Elina Dietrich natürlich nicht nur Tipps für einen besseren Schlaf und einen ausgeglicheren Hormonhaushalt für uns, sie spricht genauso zielsicher Empfehlungen zu den besten Seren und aktuellen Beauty-Trends aus. Gleichzeitig arbeitet das Multi-Talent als Brand Consultant und macht alles rund um Social Media, Ästhetik, Marketing und Co. Wir haben Elina interviewt und mit ihr über's Nein-Sagen, aktuelle Beauty-Trends und vermeintliche Makellosigkeit gesprochen:

Nele Tüch: 2016 hattest du dich gerade selbstständig gemacht, damals hattest du eine Sieben-Tage-Woche. Hat sich das mittlerweile geändert?
Elina Dietrich: Ich bin durch und durch ehrgeizig und eine absolute Perfektionistin. Als ich mich 2016 nach sieben Jahren Festanstellung selbstständig gemacht habe, habe ich genau so viel gearbeitet wie in meinem Agentur-Job. Ich wollte natürlich so gut es geht mein Business aufbauen und meine Miete bezahlen können, zudem liebe ich meinen Job. Als selbstständige Gründerin des Beauty Magazins Bare Minds, Digital Consultant und Fotografin hat man es allerdings auch nicht leicht. Man ist ja quasi eine Multitaskerin. Ich bin für Content Strategie, Social Media und Influencer Relations anderer Marken zuständig. Ich bin Digital Beraterin, Social Media Managerin, Marketing Expertin, Creative Director, Fotografin, Buchhalterin, ich vernetze Marken mit Menschen und ich bin Redakteurin. Da ist es gar nicht so einfach, das Gleichgewicht zu finden – die perfekte Routine, ohne sich selbst zu verlieren. Und es passiert ganz schnell, dass man, wenn man, wie ich, seinen Job liebt, viel zu viel auf der Uhr hat.

Als Ende 2019 mein Körper plötzlich gestreikt hat, musste ich tatsächlich noch mal mein Arbeitsverhalten überdenken. Es ist nicht leicht, neue Wege einzuschlagen, aber es ist schön, Erfolge zu sehen und sie zu feiern. Es hat sich also mittlerweile etwas geändert. Ich lerne immer noch „Nein“ zu sagen zu einigen Projekten, aber ich nehme mir mittlerweile auch die Zeit, ein Buch zu lesen, oder mache irgendetwas anderes, was mir gerade so in den Sinn kommt.

NT: Natur-Kosmetik und Clean Beauty sind gerade mal wieder in aller Munde. Was ist dir bei deinen Beauty Produkten besonders wichtig?
Elina Dietrich: Naturkosmetik und Clean Beauty sind längst keine Trends mehr, sondern sind mittlerweile eine ganz eigene Produktkategorie, unter der sich die verschiedensten Marken und Schönheitsheld*innen tummeln.

Ich war schon immer fasziniert von dem Thema Beauty und habe mich daher schon recht früh und intensiv damit auseinandergesetzt. Das war vermutlich auch der Grund, warum ich BareMinds gegründet habe. Tatsächlich findet man in meinem Badezimmer sowohl recht viel Naturkosmetik, als auch cleane Produkte, aber ich gehe nicht dogmatisch vor, und deswegen findet man auch alte Klassiker aus der konventionellen Kosmetik. Für mich zählt der Inhalt. Ich will gute Inhaltsstoffe ohne Schund, ich will eine gute Wirkung, ich will eine gesunde, schöne Haut und ich will Spaß an der Anwendung haben.

NT: Welche nachhaltigen Beauty-Trends finden gerade besonders Anklang?
Elina Dietrich: Die Beauty Welt hat das Jahr 2020 nicht ohne einige große Veränderungen überstanden. Maskenpflicht, Social-Distancing und Home-Office sorgten dafür, dass wir in den vergangenen 1,5 Jahren doch eher weniger zu dekorativer Kosmetik gegriffen haben und dafür mehr Skincare Produkte gekauft haben, um so zu Hause ein kleines Spa einzurichten. Deswegen steht Selfcare im Fokus. LED-Masken, Gesichtsmassage Tools und Helfer zur Haarentfernung haben den herbeigesehnten Besuch bei der Kosmetikerin ersetzt. Auch CBD findet man inzwischen in immer mehr Beauty Produkten. Aber auch Power Inhaltsstoffe und Wirkstoffe wie Ceramide, Peptide und Vitamin C werden immer mehr ein Thema – ein super spannender Skincare Trend in 2021, bei dem wir nur aufpassen müssen, unserer Haut nicht zu viel auf einmal zuzumuten.

NT: Was ist, deiner Meinung nach, das größte Problem der Beauty-Industrie?
Elina Dietrich: Wenn es um Beauty geht, spricht oder denkt man ganz schnell von Perfektion. Perfekte Haut, perfekte Haare, perfekte Nägel… Alles sollte perfekt sein. Menschen, die in dem Beauty-Business arbeiten, müssen makellos sein.

In meinen Augen geht es tatsächlich darum, sich selbst wahrzunehmen, sich selbst zu sehen, sich selbst zu verstehen und zu fühlen, was gut ist und was nicht.

NT: Eine gute Haut ist nicht nur auf die Kosmetik-Routine zurückzuführen, sondern auch auf die Ernährung, das Sportprogramm, den Hormonhaushalt, unser Reiseverhalten und mehr. Was kannst du uns raten?
Elina Dietrich: Schlafen! Viel und gut schlafen. Schlaf ist für jeden von uns genauso wichtig, wie für ein Baby. Im Schlaf kann sich unser Körper regenerieren und das zeigt sich auch an der Hautqualität. Stichpunkt: Geschwollene Augen, fahler Teint, dunkle Augenringe und auch Unreinheiten können ein Resultat von schlechtem Schlaf sein. Und ja, die Kosmetik-Routine kann noch so ausgeklügelt sein, wenn aber alle anderen Faktoren nicht stimmen, dann hilft leider auch nicht die teuerste Creme.

NT: Worauf müssen wir nun achten, wo es immer wärmer und sonniger wird?
Elina Dietrich: Eine typische Antwort wäre hier: Sonnencreme. Aber man sollte sich angewöhnen, sie sogar das ganze Jahr über zutragen. Denn UVA und UVB Strahlen sorgen für dieSchäden in der Haut und lassen sie zum Beispiel schneller altern.

NT: Ein Produkt, das überbewertet ist?
Elina Dietrich: Für mich persönlich alle Arten von Haarstyling Produkten. Wenn es um das Thema Haare geht, bin ich sehr minimalistisch unterwegs. Ein sehr gutes pflegendes Shampoo, eine feuchtigkeitsspendende Haarmaske und ein Conditioner reichen mir persönlich vollkommen aus. Ich möchte meine Haare ganz natürlich spüren und deswegen verwende ich nie Styling-Produkte.

NT: Ein Produkt, das mehr Beachtung verdient?
Elina Dietrich: Eine Fußcreme, Handcreme und eine Body Lotion. Man darf nie vergessen, dass wir nicht nur aus Gesicht bestehen. Auch der Rest des Körpers hat Bedürfnisse. An die Hände denkt man vielleicht noch, aber gerade die Füße, die uns jeden Tag tragen, freuen sich über eine gute Portion Pflege – das macht sie geschmeidig und schützt auch ein Stück weit vor Rissen und trockenen Stellen.

NT: Über welches Thema – neben Beauty – kannst du im Moment nicht aufhören zu reden?
Elina Dietrich: Frauengesundheit. Man ist als Frau tatsächlich vor allem dann schön, wenn man gesund ist.

NT: Der beste Beauty-Tipp, den du je bekommen hast?
Elina Dietrich: Bester Tipp ever. Um die Hautbarriere zu stärken und dem Feuchtigkeitsverlust während des Tages und der Nacht entgegenzuwirken, kann man zwischen jedem Schritt der Routine die Haut immer wieder mit einem Toner oder Gesichtswasser anfeuchten.

NT: Dein letzter großer Aha-Moment?
Elina Dietrich: Als ich plötzlich den tiefen Glauben an mich selbst und den eigenen Körper erfuhr. Das hört sich jetzt total abstrakt an, aber ja, das war ein Aha-Moment.

NT: Wie definierst du Freiraum und wo kannst du ihn finden?
Elina Dietrich: Freiraum ist für mich Freiheit. Frei sein in seinen Entscheidungen. Das kann eigentlich alles bedeuten. Zum Beispiel liebe ich es, mit Freunden laue Sommerabende zu verbringen, genauso sehr liebe ich es auch, alleine zu sein, mich den ganzen Tag mit mir selbst zu beschäftigen, Blumen umtopfen und laut Musik hören, Nägel lackieren und einen Podcast hören, oder ein Buch lesen – das kann sehr meditativ und befreiend sein.